Trachtenverein "Grenzlandla Gögging" e.V.

1.Vorstand
Andreas Federl
Untere Inntalstr. 17
94072 Bad Füssing

Tel.: 08531/1523
info@grenzlandla-gögging.de
www.grenzlandla-gögging.de

Ortsgeschichte

Abseits vom Lärm des Straßenverkehrs liegt in verträumter Stille das kleine Dörfchen Gögging, unweit von den Auwäldern des Inns, zwischen Hartkirchen und Würding gelegen. Bis zum Jahr 1971 gehörte Gögging zur Gemeinde Würding, seit dieser Zeit gehören beide Ortschaften zur Großgemeinde Bad Füssing.

Bereits im Jahr 1140 tritt das Dorf Gögging zum ersten Mal urkundlich auf. In diesem Jahr schenkte ein freier Mann namens Ortwin sein Gut in „Geginningen“ dem Chorherrenstift Reichersberg. In der Folgezeit wurde der Ort „Gegning“ genannt, was soviel wie „gegen den Inn gelegen“ heißt. Das leitet sich aus der Tatsache ab, dass der Hauptfluss des Innstroms in frührer Zeit direkt an Würding und Gögging vorbei floss. Durch den einst regen Schiffsverkehr und dem damit verbundenen Handel erreichten beide Orte ihre einstige Bedeutung und Aufschwung. Heute mag der Besucher kaum glauben, dass dieses „Gegning“ einst Frauenhofersche Hofmark und später herzoglich-bayerischer Markt war. Am Freitag vor Allerheiligen, im Jahr 1406, gab Herzog Heinrich XVI. seinem Hofmeister Wilhelm von Frauenhofen das Recht, in seinem Markt zu Gegning im Gerichtsbezirk Griesbach einen Wochenmarkt abzuhalten, wenn dadurch anderen Märkten kein Schaden zugefügt werde. Zugleich bat der Herzog alle seine Amtsleute, den Frauenhofern dieses Recht zu lassen. Die Hofmark wurde später als solche mit dem Schloss und der Herrschaft Frauenstein von Ritter Wilhelm von Frauenhofen an Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut (1393-1450) verkauft. Dem mit der Habsburger Herzogstochter Margarete verheirateten Herzog gelang es, nach außen hin mit den meisten Nachbarn gute Beziehungen zu pflegen und im Inneren durch sparsames Haushalten die Staatskasse zu füllen und sein Territorium systematisch auszubauen und zu festigen. Warum diese Entwicklung der Ortschaft nach diesem kurzen aber viel versprechenden Anlauf ein so erbärmliches Ende gefunden hat, ist schwierig zu erklären. Vielleicht hat die Eifersucht des nur wenige Kilometer entfernten Marktes Hartkirchen und die Nähe der bischöflich passauisch-riedenburgischen Grenze mitgespielt. Negativ hat sich wahrscheinlich auch das Fehlen eines dort beheimateten Adelsgeschlechts ausgewirkt, das die Entwicklung sicherlich vorangetrieben hätte.

Wie in einem Bilderbuch hütet die jahrhunderte alte Dorfkirche gut 50 schmucke Häuser und bäuerliche Anwesen, das Feuerwehrhaus, das Wirtshaus, mit dem im Sommer herrlich kühlenden Kastanienbäumen im Biergarten. Sie entstand wahrscheinlich in der Zeit der Romanik (nach 1200). Urkunden sind nicht mehr vorhanden. Die Kirche ist dem heiligen Michael geweiht. Die Umfassungsmauern des Schiffes sind Reste einer romanischen Anlage aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Der Chor ist spätgotisch. Wohl aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Der Turm und die Sakristei sind barock. Zu den Kunstschätzen des eher bescheidenen Gotteshauses zählt vor allem der barocke Hochaltar mit dem Altarblatt St. Michael. Eine mit Rötelstift an die Rückseite geschriebene Jahreszahl „1696“ deutet wahrscheinlich die Entstehungszeit des Altars an. Sein schöner Aufbau mit zwei gewundenen und mit Akanthus umrankten Säulen zeigt reichliches Rankenschnitzwerk und zwei Seitenfiguren aus Holz: Petrus und Paulus. Bemerkenswert ist außerdem die hübsche Holzfigur St. Maria mit dem Kind. Besonders reizvoll sind die vier Prozessionsstangen mit Leuchter haltenden Engeln und Heiligenfiguren. Die barocke Kanzel hat an den Seiten gerahmte Felder mit den Bildern der Evangelisten. Interessant ist auch ein 45,5 x 44 cm großes Ölgemälde des Erzengels Michaels mit dem Flammenschwert in seiner Rechten. In der linken Hand hält er ein Schild. Er bekämpft und bezwingt seinen Widersacher Luzifer, der getroffen am Boden liegt.

Auf eine Kostbarkeit sollte noch hingewiesen werden. Es ist das Mariahilf-Bild. Seine Geschichte ist bemerkenswert. Es war im Jahre 1683. Wieder einmal war die Zeit gekommen, da die Leute „crucitürken“ sagten, das übrigens damals durchaus nicht als Fluchwort verstanden wurde, sondern im Wortgebrauch die Angst vor einem erneuten Angriff und Einfall der Türken aussagt (vielleicht so wiederzugeben, das Kreuz, das wir durch die Türken erleiden müssen). Kaiser Leopold der Erste war bereits mit seiner Familie, dem Hofstaat, der Reichsregierung und dem diplomatischen Korps von Wien der Reichshauptstadt nach Passau geflohen. Immer wieder pilgerte er mit seinem Gefolge, zu dem neben den Bürgern der Passauer Fürstbischof gehört, hinauf nach Mariahilf. Inzwischen rückten die Türken mit etwa 200.000 Mann vor die Tore Wiens. Am 12. September 1683, am Tag Mariä Namen, war die Entscheidungsschlacht am Kahlenberg bei Wien. Der Kaiser hatte anlässlich dieses Tages als Losungswort an sein Heer ausgegeben: Maria ist unsere Hilfe, oder kurz gesagt: „Maria-Hilf“. Tatsächlich wurde dem türkischen Anmarsch so entschieden Widerstand geleistet, dass die Türken nie wieder bis nach Wien vordrangen. Diese Entscheidung in der Schlacht am Kahlenberg bei Wien schrieb der Kaiser der Fürbitte Mariens von Passau zu, zu der er so oft gewallfahrtet war. Deswegen ordnete der Kaiser an, dass in jeder Kirche im ganzen habsburgischen Reich eine Nachbildung des Passauer Gnadenbildes zur Verehrung angebracht werden soll. Damit wurde gleichsam über Nacht das Passauer Mariahilf-Bild zum „Staatsgnadenbild“, seine Kopien fanden die Christen damals von Ungarn bis zum Elsaß. In Gögging sieht man bis heute noch ein ca. 60 x 40 cm großes Medaillon über dem Altar.
Quelle: Buch Bad Füssing und seine Geschichte von Ernst A. Stapfer, über das Maria-Hilf Medaillon berichtete 1989 Pfarrer Eustach Biermeier.

Vereinsgeschichte der „Grenzlandla Gögging“
Die Gründung

Im Herbst des Jahres 1948 kamen häufig einige junge Gögginger Burschen bei Alois Hofmann zusammen, um dort das Plattln zu erlernen und zu üben. Unterricht erhielten sie von Hans Poll, der während seiner vierjährigen Kriegsgefangenschaft in Afrika von oberbayerischen Trachtlern das Plattln erlernt hatte.

Ihr erstes Auftreten als Plattler war am Stefanietag 1948 bei der Christbaumfeier im Gasthaus Gmeiner in Gögging. Sie erhielten äußerst lebhaften Applaus. Im Mai des darauf folgenden Jahres traten sie beim Maifest in Aigen erstmals auf einer öffentlichen Bühne auf und nahmen bei dieser Gelegenheit Verbindung mit den anderen Trachtenvereinen auf. Im September 1949 wurde dann der Verein offiziell beim Gau angemeldet. Wie es damals auch bei anderen Vereinen üblich war, wurde bei den Göggingern eine oberbayerische Gebirgstracht eingeführt. Hier war es eine schmucke Miesbacher Tracht. Die etwas artfremde Tracht ließ dem damaligen Vorstand Franz Lustinger keine Ruhe, bis er nach unermüdlichen Nachforschungen die bodenständige alte Gögginger Tracht wieder ins Leben rufen konnte. Diese wurde erstmals zur Fahnenweihe im August 1952 getragen.

Ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis bleibt die Feier zum 85. Geburtstag von Kronprinz Rupprecht von Bayern, in Leutstetten am Starnberger See. Stellvertretend für den Dreiflüsse-Gau überbrachten die „Grenzlandla“ die Grüße und Glückwünsche aus Niederbayern in ihrer alten Gögginger Tracht. In den Jahren 1962 und 1963 gab es nochmals eine Trachtenerneuerung. Der Vorstand Max Bründl und der Schriftführer Josef Schneider haben in Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. Lipp aus Linz dieses schwierige Problem gelöst. Übrigens: Ein Trachtenpaar mit der erneuerten und jetzigen Tracht ist auf dem Glockenturm vorm Rathaus Bad Füssing zu sehen. Die Frauentracht besteht aus einem braunen gemusterten Kleid mit Dreiviertelarm, die Verzierung am Oberteil ist aus goldener Seide und schwarzem Samt gefertigt. Die Schürze ist ebenfalls aus goldener Seide. Der Bluseneinsatz ist aus weißem Leinen und hat einen Stehkragen, der mit einer Brosche verziert ist. Gemusterte, weiße Baumwollstrümpfe und schwarze Haferlschuhe vervollständigen das Gewand. Die Männertracht besteht aus einer dunkelblauen Jacke mit braunem Samtkragen und brauner Samtweste, schwarze Leder-Bundhose, darunter ein weißes Hemd mit rot-blau-gemusterter Krawatte. Blaue Wollstrümpfe und schwarze Haferschuhe und ein schwarzer Filzhut mit braunem Band vervollständigen auch hier die Tracht. Im Jahr 1998 kam dann die Arbeitstracht für die Frauen hinzu. Diese Tracht, mit rotem Mieder, schwarzem Rock und bunter Schürze und einer weißen kurzärmeligen Bluse darunter, ist weitaus pflegeleichter und wird größtenteils zum Tanzen getragen.

Höhepunkte im Vereinsleben
Als Höhepunkt in der Vereinsgeschichte gilt, neben den bisherigen Jubiläumsfeierlichkeiten, das Jahr 1989. Beim 40-jährigen Gründungsfest wurde eine neue Fahne eingeweiht. Da auf der Rückseite der alten Fahne noch ein Trachtenpaar mit der Gebirgstracht abgebildet ist, wurde diese nun durch eine neue Fahne, auf der ein Trachtenpaar mit der alten Gögginger und der erneuerten Tracht aufgestickt ist, ersetzt.

Wie es bei uns der Brauch ist, braucht man zu einer Fahnenweihe auch eine Fahnenmutter. Nach längerem „Scheitelknieen“ erklärte sich Inge Moser, die bis jetzt dem Verein mit Rat und Tat zu Seite steht, dazu bereit. Die Fahnenweihe war ein gelungenes Fest und jeder war stolz auf seine neue Fahne.

Wie eng Freud und Leid zusammen liegen, zeigt uns das darauf folgende Jahr. Die Trachtler und Trachtlerinnen mussten Abschied nehmen von ihrem Ehrenvorstand Max Bründl. Er war sozusagen ein Pionier unseres Vereins. Seit Bestehen des Vereins war er aktiv. Zuerst als Vorplattler, ab 1956 - 1985 als 1. Vorstand. 1985 trat er von diesem Ehrenamt zurück und übergab dies dem bis jetzt amtierenden Vorstand Josef Schmid.

Das 50-jährige Gründungsfest im Jahr 1999 verbunden mit dem Gautrachtenfest und der Ausstellung im Bürgerhaus Würding unter dem Motto „Bei uns dahoam“ stellt ebenfalls einen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte dar.

Tätigkeiten im Vereinsleben
Eine rasante Aufwärtsentwicklung erlebt unser Verein seit der Fertigstellung des Bürgerhauses Würding im Jahr 1996. Im Bürgerhaus integriert ist nun auch unser Vereinsraum, den wir uns liebevoll eingerichtet haben Dem Engagement unseres jetzigen Vorstands Josef Schmid ist es zu verdanken, dass im Bürgersaal auch eine Bühne eingeplant wurde, die nun genügend Platz für unsere alljährlich stattfindenden Veranstaltungen bietet. Zu dem zählt der Heimatabend, Besinnliche Abend, Kinderfasching und Jugendharmonikatreffen.

Im Jahreskalender der aktiven Trachtler stehen auch die Teilnahme bei Jugendseminaren, -singen und -musizieren, verschiedenen Trachtenfeste und -umzüge, auf Gauebene, oder bei den örtlichen Festen und Feierlichkeiten, wie Leonhardiritt in Aigen, Fronleichnamsprozession, Palmweihe, Erntedank und Heldengedenktag. Vor allem in der Vorweihnachtszeit werden die Advents- und Weihnachtsfeiern bei verschiedensten Vereinen und auch in Altenheimen und Hotels von unseren Musikgruppen umrahmt.

Seit fast 20 Jahren bildet die Kindertanzgruppe mit einem Hirtenspiel den passenden Rahmen für den besinnlichen Abend, den Seniorennachmittag oder die Kinderchristmette in der Pfarrkirche Würding. Zu den verschiedenen Tätigkeiten des Vereins gehören auch das Aufstellen von Nistkästen, ein Kerbschnitzkurs, Töpferkurse, die vielen Bastelkurse der Frauen, bei denen hauptsächlich wunderschöne und wertvolle Klosterarbeiten oder Hardangerstickereien gefertigt wurden. Das Maibaumaufstellen oder die Sonnwendfeuer - alte Bräuche - die in der Nachkriegszeit vergessen waren, wurden durch den Trachtenverein in den 70-ger Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder ins Leben gerufen.

Prägend für unseren Verein ist und war schon immer die Jugendarbeit. Bereits im Jahr 1956 gründete der damalige Hauptlehrer Schneider die erste Kindervolkstanzgruppe. Seit dieser Zeit werden den Kindern und Jugendlichen in unzähligen Tanzproben die niederbayerischen Tänze und Plattler beigebracht. Seit 1979 liegt die Jugendarbeit in den Händen von Bernhard Resch. Als Vortänzerin steht ihm seine Frau Marita schon seit 25 Jahren zur Seite. Seit dieser Zeit ist unsere Tanzgruppe besonders aktiv. So konnte sie in den letzten Jahren die niederbayerischen Tänze auch im Ausland, wie z. B. in Südfrankreich, Tschechien und Ungarn, ja sogar in Übersee, in Kanada und USA vorzeigen.

Nicht mehr wegzudenken vom Bad Füssinger Kulturgeschehen sind wir durch die zahlreichen Auftritte bei den Bayerischen und Bayerisch-Böhmischen Abenden im Kursaal Bad Füssing. Es hat auch immer wieder Gesangs- und Musikgruppen gegeben. Seit Bestehen des Bürgerhauses jedoch haben sich in kurzer Zeit mehrere Musikgruppen gebildet, die in den verschiedensten Besetzungen bei den Heimatabenden, beim Besinnlichen Abend und zu verschiedenen Anlässen spielen.

Im Jahr 2003 formierte sich auch wieder eine Goaßlschnoizergruppe, bestehend aus acht aktiven Buam. Eine große Bereicherung für den Verein ist zweifelsohne auch die Theatergruppe, die sich im Jahr 1997 aus einigen Mitgliedern der Katholischen Landjugend gebildet hat und drei Jahre später als Sparte in den Verein aufgenommen wurde. Kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs bis 1963 gab es in Würding eine Theatergruppe. Nun sind es die Kinder und Enkelkinder die an diese Tradition anknüpften und sich zum Ziel gesetzt haben, klassisches bayerisches Volkstheater zu inszenieren. Eine herauszuhebende Besonderheit für diese Theatergruppe ist, dass 70% der Darsteller und Darstellerinnen unter 25 Jahre alt sind.
Text aus der Vereinschronik entnommen und auf eigene Weise wiedergegeben von Anita Freudenstein.