Gemeindeteil Bad Füssing
Es begann alles im Jahre 1937, als man auszog, um im Auftrag der Reichsbodenforschung im ganzen Land nach Erdöl und Erdgas zu suchen. So auch in dem kleinen Weiler Füssing, der ganze 6 Bauernhöfe und 38 Einwohner zählte und ein Teil der Gemeinde Safferstetten war. Die bayrische Mineralölindustrie pachtete zum Zwecke der Bohrung ein Tagwerk Grund an und sicherte sich dafür alle Nutzungsrechte.
Man stellte einen Bohrturm auf und bohrte 7 Monate lang, als man in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1938 fündig wurde. Doch leider nicht das heiß ersehnte schwarze Gold, sondern 56 Grad heißes Thermalwasser von strenger Geruchsnote schoss aus einer Tiefe von ca. 1000 m empor. Pro Minute sind es 3000 Liter, mit einem Druck von 5,2 atü und so bildete sich damals rasch ein Heißwassersee auf den umliegenden Feldern.
Die Ingenieure vor Ort waren nicht begeistert über diesen Fund, das Reichsbäderkuratorium wollte den böhmischen Bädern Karlsbad, Franzenbad und Marienbad keine Konkurrenz machen. Also beschloss man, die Quelle wieder zu verschließen, das Bohrloch zu verfüllen. Man hatte schon ganz andere Dinge im Kopf: der Krieg stand vor der Tür und dieses Vorhaben hatte oberste Priorität. Mittels Zementblock und Schieber verriegelte man das Bohrloch, das Bohrgestänge bis auf 1000 m hinunter blieb unberührt. Dann kam der zweite Weltkrieg....
Nach Kriegsende (1946) erinnerte sich jemand wieder an die heiße Quelle, nämlich der Bauer, auf dessen Grund die Quelle sich befand. Er öffnete sie ganz einfach und benutzte das Wasser für seine privaten Zwecke: zum Reinigen seiner Landmaschinen. Auf Bitten der Einheimischen hin ließ er sie am Wochenende auch baden, gegen einen Obolus von 10 Pfennigen versteht sich. Und schon war der Bauer bald unter dem Spitznamen Zehnerl-Bauer bekannt. Dieser Spitzname hielt nicht lange Zeit.....
Im nahe gelegenen Waldstatt befand sich ein Flüchtlingslager. Die amerikanische Leitung untersagte den Einheimischen die Nutzung. Die Lagerinsassen sollten sich hier waschen und reinigen. Als Badewannen dienten schlichte Kanalrohre, die man auf den Boden legte und zubetonierte. Die Gesundheitsoffiziere dieses Lagers erkannten sehr schnell, dass dieses Wasser nicht nur zur Reinigung geeignet war, sondern es zeigte sich auch eine positive Wirkung auf die Gesundheit der Lagerinsassen. Mit der Zeit leerte sich das Lager wieder, aber nicht das Bad auf der Wiese, denn es hatte sich herumgesprochen und von überall kamen die Leute angeradelt, um an diesem gesunden Vergnügen teilzuhaben.
1952 wurde vom Balneologischen Institut der Universität München in Füssing eine Außenstelle errichtet und 1953 eine große Heilwasseranalyse erstellt, die dem Füssinger Wasser seine hohe Heilkraft bestätigte und bis heute gültig ist.
1955 erfolgte die Gründung der Privaten Betreiber-Gesellschaft Thermalbad Füssing GmbH, welche die Rechte auf die Quelle der bayrischen Mineralölindustrie abkauften.
(Beteiligte: Haßfurther, Voelter, Ortner)
Safferstetten konnte mit 700 Einwohner und 230 Gästebetten ca.14.000 Übernachtungen aufweisen. Da das Haushaltsvolumen nur 40.000 DM betrug, reichte dies für die benötigte Einrichtungen und Infrastruktur nicht aus. Man gründete einen Zweckverband, welcher die Kosten der anstehenden Investitionen zum Aufbau des Kurortes übernahm. Er bestand aus der Gemeinde Safferstetten, dem damaligen Landkreis Griesbach im Rottal und dem Bezirk Niederbayern.
Der Beitrag der beteiligten Grundstücksbesitzer sollte aus einer kostenlosen Abgabe von 27% ihres Grundes für die Erstellung von öffentlichen Flächen bestehen. Ein harter Brocken, aber man stimmte schließlich zu und die Städteplaner konnten ihre Pläne umsetzen. 1961 eröffnet der Zweckverband das erste große Gebäude, das heute noch neben der Europa Therme steht: das Kommunale Kurmittelhaus.
Da der Andrang auf die Therme immer größer wird, erbohrt nach dem Sog. Füssinger Wasserkrieg der Freistaat Bayern 1963 eine zweite Quelle, ein Jahr später folgt die Quelle 3 des Arztehepaares Zwick, welche 1969 die erste Klinik eröffnen, das Johannesbad. Im selben Jahr wird der Titel „Bad“ verliehen, aus dem Weiler Füssing wird nun offiziell Bad Füssing.
Bad Füssing ist mit seinen Ortsteilen Aigen am Inn, Egglfing, Safferstetten und Würding eine Gemeinde, deren Geschehen vom Kurbetrieb bestimmt wird. Einheimische und "Zugezogene" ergänzen sich und machen das Leben im Ort besonders abwechslungsreich und interessant. Es wird bereichert von gelebtem Brauchtum und gewachsener Tradition.
Ortsteil Safferstetten
Oft als Ur-Gemeinde der heutigen Großgemeinde Bad Füssing bezeichnet, denn ihr gehörte der Weiler Füssing an, als dort in den Jahren 1937/38 bei der Suche nach Erdöl „nur“ das heilkräftige Thermalwasser gefunden wurde. Außerdem kann Safferstetten auf eine lange Geschichte verweisen, denn der Ort ist einer der am frühesten bezeugten Orte des Unteren Inntales. Bereits im Jahr 735 verschenkte der Bayernherzog Hugibert das umfangreiche Gut an das Hochstift Salzburg, wo der Ort erstmals urkundlich erwähnt wird.
Im Laufe der Geschichte ergaben sich zahlreiche unterschiedliche Schreib- und Überlieferungsformen des heutigen Ortsnamens Safferstetten, von Sauerstetten bis Savarstedi. Die Edlen von Safferstetten waren im Laufe der Zeit teils salzburgische, teils regensburgische und teils passauische Ministeriale. Im Jahr 1441 tauschte das Chorherrenkapitel zu Mattighofen beim Passauer Bischof Leonhard von Laiming die Hofmark Safferstetten gegen die Hofmark Reding ein. Somit unterstanden jetzt Safferstetten und Riedenburg Bischof Leonhard zu Passau. Sie blieben beim Hochstift bis zu dessen Aufhebung.
Besonders interessant ist, dass bis zum Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803, als die Herrschaft Riedenburg sowie das gesamte Hochstift Passau an das Kurfürstentum und spätere Königreich Bayern kam, der Weiler Füssing dem Kurfürstentum Bayern unterstand, während die Herrschaft Riedenburg eine passauische Enklave war. Ausgerechnet der kleine Weiler Füssing, nur wenige Meter von Safferstetten entfernt, kam erst mit Inkrafttreten der bayerischen Gemeindeordnung zur Gemeinde Safferstetten.
Durch die Gebietsreform im Jahr 1971 wurde aus den Gemeinden Safferstetten, Egglfing und Würding und im Jahr 1972 mit Aigen die Großgemeinde Bad Füssing geschaffen. Der Bad-Titel wurde bereits im Jahr 1969 verliehen. Im Wesentlichen wurde durch die Gebietsreform die ehemalige Einheit der Herrschaft Riedenburg wiederhergestellt.
Ortsteil Riedenburg
Einst ein Herrschaftssitz mit einem dazugehörigen Pfleggericht, das der gesamten Enklave des Hochstifts Passau, von Aigen über Egglfing bis Safferstetten den Namen gab. Auch wenn das Pfleggericht später nach Aigen verlegt wurde, so bedeutete sein Name bis zu dessen Aufhebung im Jahr 1803 Riedenburg.
Aus dem Jahr 1175 gibt es eine alte Aufzeichnung, in der Riedenburg bereits als fürstbischöfliche Enklave erwähnt wird. Zu dieser Enklave gehörten die Orte Aufhausen, Aufhoven zu stephanische Aigen, Irching, Egglfing, Safferstetten und Riedenburg. Im Jahr 1193 übergab Kaiser Heinrich IV den gesamten Besitz - von Aigen bis Riedenburg - an Bischof Wolfger zu Passau. Die gesamten Güter hatten den Sammelnamen „Die stephanischen Aigen“. Nach mehreren Auseinandersetzungen mit den Burghütern und Pflegern in Obernberg wurde die Riedenburg 1373 niedergebrannt und anschließend wiederaufgebaut. Bereits 1480 wurde das Pfleggericht wegen des zunehmenden Verfalls des Schlosses und der ungesunden Lage im Sumpfgebiet nach Aigen verlegt. Im Jahr 1685 brannte das Schloss Riedenburg mit allen Dokumenten und Unterlagen vollständig ab, weshalb von Schloss und Herrschaftsgebiet wenig überliefert ist.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss fiel im Jahr 1803 das passauische Pfleggericht Riedenburg an das Herzogtum Bayern. Unter anderem entstand die Gemeinde Safferstetten mit dem Weiler Füssing und dem Ortsteil Riedenburg, die sich 1971 mit Würding und Egglfing und 1972 mit Aigen zur Großgemeinde Bad Füssing zusammenschlossen.